Krisenvorsorge

Der Blackout- und Krisenvorsorgeexperte Herbert Saurugg warnt: Wer glaubt, dass die Versorgungssicherheit von gestern auch morgen gilt, irrt gewaltig. Cyberattacken, Netzwischer und geplante Stromabschaltungen sind keine Science-Fiction, sondern Realität. Und die meisten Unternehmen sind darauf nicht vorbereitet.
Früher war Herbert Saurugg Berufsoffizier beim österreichischen Bundesheer und im Bereich Cybersicherheit tätig. Heute ist er ein international anerkannter Experte für Blackout- und Krisenvorsorge. Als Präsident der Gesellschaft für Krisenvorsorge berät er seit über einem Jahrzehnt Kommunen, Unternehmen und Organisationen bei der Vorbereitung auf großflächige Strom- und Infrastrukturausfälle. Wir haben Saurugg gefragt, womit Unternehmen in den nächsten Jahren rechnen sollten.
An erster Stelle steht ganz klar die Gefahr von Cyberangriffen, von denen immer mehr Unternehmen betroffen sind. Wer hier seine Hausaufgaben nicht gemacht hat, spielt täglich russisches Roulette. Auch das Thema Stromversorgung gewinnt zunehmend an Relevanz. Das beginnt bei Kurzzeitunterbrechungen von unter drei Minuten, meistens sogar weniger als eine Sekunde – sogenannte Netzwischer – oder Überspannungen, die in keiner Statistik aufscheinen, aber immer mehr Schäden verursachen. Hinzu kommt die Bedrohung durch temporäre, geplante regionale Stromabschaltungen. Entweder durch zu wenig oder durch zu viel Strom.
Ich bin immer wieder überrascht, welche Schäden bereits bei normalen Stromausfällen auftreten, weil die entsprechenden Vorbereitungen fehlen. Das ist der Fluch der bisher sehr hohen Versorgungssicherheit, weil wir das alles nicht gebraucht haben. Das ist aber leider keine Garantie für die Zukunft. Ganz im Gegenteil. Daher empfehle ich dringend, sich mit diesem Szenario zu beschäftigen. Ganz zu schweigen davon, dass auch ein Sabotageangriff, wie wir ihn leider mittlerweile häufiger erleben, zu einem solchen Ereignis führen kann. Es reicht bereits, wenn der Strom, wie kürzlich in Berlin, regional für längere Zeit ausfällt. Damit verbunden ist natürlich auch der Infrastrukturausfall. Ich hoffe inständig, dass das Thema Eskalation und kriegerische Auseinandersetzungen rein theoretischer Natur bleiben, auch wenn wir bereits mit zunehmend mehr hybriden Bedrohungen konfrontiert sind.
Den hoffentlich vorbereiteten Blackout-Vorsorgeplan aktivieren, den alle Mitarbeitenden in den Grundzügen auch im Kopf haben sollten. In der Regel besteht keine unmittelbare Gefahr, sodass auch kein Bedarf an unüberlegten Handlungen besteht. Das funktioniert jedoch nur, wenn man sich zuvor damit auseinandergesetzt hat. Es hängt natürlich auch sehr stark davon ab, in welchem Bereich man tätig ist. In der Produktion gibt es ganz andere Herausforderungen als in einem Büro.
Letztlich geht es immer darum, den Betrieb geordnet einzustellen und dafür zu sorgen, dass die Mitarbeitenden sicher nach Hause kommen. Wenn das nicht möglich ist, müssen sie zumindest für die erste Nacht ein Dach über dem Kopf haben und in Sicherheit sein. Das stellt sich am stationären Arbeitsplatz natürlich anders dar als bei Mitarbeitenden im Außendienst oder auf Dienstreise. Daher ist immer eine individuelle Auseinandersetzung und die Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erforderlich.
Zunächst denkt man immer an schnelle technische Lösungen. Mit dem Pareto-Prinzip, bei dem man mit 20 Prozent des Aufwands 80 Prozent des Erfolgs erreicht, geht es hauptsächlich um organisatorische Abläufe, die zu klären sind. Denn wenn die Telekommunikation binnen Minuten nach dem Stromausfall nicht mehr funktioniert, kann man nicht mehr zum Hörer greifen oder per E-Mail kommunizieren. Zum anderen wird die von Mitarbeitenden privat zu treffende Vorsorge gerne hinausgeschoben oder als individuelle Verantwortung abgetan. Sind die Mitarbeitenden nicht vorbereitet, werden sie jedoch keinen kühlen Kopf bewahren.
Nach dem Primärereignis „Stromausfall” werden sie erst dann wieder arbeiten, wenn sie die Versorgung der eigenen Familie sichergestellt haben. Voraussichtlich hat ein Drittel von ihnen bereits nach vier Tagen auch nichts mehr zu essen und daher andere Sorgen, als zur Arbeit zu kommen. Das erschwert die Wiederaufnahme der Arbeit natürlich erheblich. Genau diese möglichen Wiederanlaufschwierigkeiten und Versorgungsprobleme nach dem Stromausfall werden kaum bedacht.
Der „Operationsplan (OPLAN) Deutschland“ ist ein Operationsplan zur Verteidigung der Infrastruktur im Spannungs- und Verteidigungsfall. Er betrifft nicht nur die Bundeswehr, sondern ebenso jedes mittelständische Unternehmen.
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