Forum Organisation
Wie gelingt es, trotz wachsender Standardisierung die individuelle Kundenorientierung zu bewahren? Professor Dr. Carsten Hebestreit von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg zeigte in seinem Vortrag beim „Forum Organisation“, wie Banken ihre genossenschaftliche Identität trotz betriebswirtschaftlicher Zwänge erfolgreich stärken können.
Die Genossenschaftsbanken in Deutschland stehen vor einer entscheidenden Herausforderung: Wie lässt sich trotz zunehmender Standardisierung die eigene Identität bewahren? Dieser Frage widmete sich Professor Dr. Carsten Hebestreit von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg in seinem Vortrag beim Forum Organisation auf Schloss Montabaur. Er skizzierte dabei die Problematik, der sich Genossenschaftsbanken angesichts betriebswirtschaftlicher Zwänge und steigender Kundenerwartungen stellen müssen.
„Die Genossenschaftsbanken müssen aufpassen, dass sie ihre genossenschaftliche DNA trotz der wachsenden Standardisierungen nicht verlieren“, mahnte Hebestreit in seinem Vortrag. Die zunehmende Vereinheitlichung von Prozessen, Produkten und Dienstleistungen sei aus betriebswirtschaftlicher Sicht unumgänglich. Sie dürfe jedoch nicht auf Kosten der individuellen Kundenbeziehung gehen. Denn gerade diese persönliche Nähe und die Orientierung an den Bedürfnissen der Mitglieder bilden seit jeher das Fundament des genossenschaftlichen Bankwesens.
Hebestreit zog einen klaren Unterschied zwischen Personalisierung und Individualisierung. Während Personalisierung oft auf Daten und vorgefertigten Kundenprofilen basiert, gehe es bei echter Individualisierung darum, den Kunden nicht in Schubladen zu stecken. „Es geht darum, maßgeschneiderte Lösungen zu bieten, die den individuellen Anforderungen des Kunden gerecht werden“, erklärte Hebestreit. Diese Fähigkeit zur Individualisierung sei es, die Genossenschaftsbanken von anderen Marktteilnehmern unterscheide.
Hebestreit stellte mehrere Ansätze vor, um als Genossenschaftsbank trotz Standardisierung mit individuellen Angeboten zu punkten. Eine hohe Beratungsqualität sei das A und O, um Kundenbedürfnisse zu treffen. Fachkompetenz und persönliche Kommunikation seien dabei unverzichtbar. Genossenschaftliche Werte müssten die Markenidentität klar prägen, während eine starke Unternehmenskultur nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Kunden enger ans Unternehmen binde. Auch eine smarte Datennutzung und Agilität seien für den Markterfolg unerlässlich – und neue Geschäftsmodelle angesichts der demografischen Trends ebenso.
Die entscheidende Frage, die sich Genossenschaftsbanken heute stellen müssen, lautet: Wie können sie sich durch Individualisierung differenzieren, ohne dabei an Effizienz zu verlieren? Hebestreit machte deutlich, dass die erfolgreiche Kombination aus Standardisierung und Individualisierung der Schlüssel sei. „Eine effiziente Standardisierung der Prozesse muss Hand in Hand mit einer individuellen Kundenansprache gehen“, fasste er zusammen. Für die Genossenschaftsbanken steht somit fest: Nur wer den Spagat zwischen betriebswirtschaftlichen Anforderungen und individueller Kundenorientierung erfolgreich meistert, wird langfristig bestehen können. Die bewusste Pflege der genossenschaftlichen DNA wird dabei zur entscheidenden Erfolgsformel.
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