Nachwuchskräfte auf dem Arbeitsmarkt
Felix Behm ist Experte für die Generationen Z und Alpha. Im Herbst ist der bekannte Speaker zu Gast beim Forum Personal auf Schloss Montabaur. Im Interview erklärt Behm, was Unternehmen bieten müssen, um Talente zu gewinnen: sinnhafte Aufgaben, echte Wertschätzung, flexible Arbeitsmodelle und klare Perspektiven. Entscheidend sind auch der richtige Technologieeinsatz und die Unternehmenskultur.
Felix Behm: Die Generation Z umfasst Menschen, die zwischen 1995 und 2009 geboren sind, während die Generation Alpha diejenigen sind, die zwischen 2010 und 2024 geboren wurden. Aktuell liegt unser Hauptaugenmerk auf der Generation Z. Aber die Generation Alpha wird in den kommenden Jahren immer wichtiger, da ihre Mitglieder bald Konsumenten, Auszubildende und schließlich auch Mitarbeiter werden.
Generell tickt die Generation Z anders als frühere Generationen, was auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist. Ein wesentlicher Punkt ist der demografische Wandel. Es gibt deutlich weniger Menschen in der Generation Z im Vergleich zu den Babyboomern oder der Generation X. Dies führt dazu, dass Erziehungsstile anders sind und junge Menschen selbstbewusster ihre Wünsche und Bedürfnisse äußern können. Für Unternehmen bedeutet das, dass sie die Erwartungen und Ansprüche dieser Generation verstehen und sich darauf einstellen müssen.
Die Arbeitsmärkte befinden sich im Wandel, getrieben durch Digitalisierung, künstliche Intelligenz und neue Arbeitsmodelle. Die Generation Z legt großen Wert auf Sinnhaftigkeit in ihrer Arbeit und auf die Möglichkeit, ihre Meinung zu äußern und Veränderungen zu bewirken. Ein weiterer bedeutender Punkt ist der demografische Unterschied: Derzeit gibt es etwa 18 Millionen Menschen im Ruhestand oder kurz davor, während die Generation Z etwa 11 Millionen Menschen umfasst, die in den Arbeitsmarkt eintreten sollen. Dies verdeutlicht den Bedarf, die Generation Z zu verstehen und zu integrieren.
Unternehmen müssen Erwartungen und Ansprüche dieser Generation verstehen und sich darauf einstellen.
Banken stehen vor der Herausforderung, sich an die Erwartungen und Bedürfnisse der Generation Z anzupassen. Das beginnt bei der Hierarchie und dem Umgang miteinander und geht hin bis zum Kleidungsstil. Junge Menschen möchten sich mit ihrem Arbeitsplatz identifizieren und legen Wert auf Authentizität und Modernität. Beim Beispiel Kleidungsstil etwa sind traditionelle Anzüge und Krawatten sind weniger gefragt. Auch die Unternehmenskultur spielt eine Rolle. Einige Banken haben bereits eine Du-Kultur eingeführt, um eine modernere und zugänglichere Arbeitsatmosphäre zu schaffen. Diese Anpassungen sind notwendig, um im Wettbewerb um junge Talente erfolgreich zu sein.
Work-Life-Balance ist für die Generation Z von großer Bedeutung. Unternehmen müssen offen für neue Arbeitsmöglichkeiten sein. Flexible Arbeitszeitmodelle werden inzwischen sogar in ersten Krankenhäusern umgesetzt, in denen es aufgrund des Drei-Schicht-Systems zunächst unmöglich erscheint – dann geht das auch in anderen Branchen. Homeoffice ist ein weiterer Aspekt, der für viele junge Arbeitnehmer attraktiv ist. Es geht darum, klare und planbare Arbeitszeiten zu bieten. Unsichere Arbeitszeiten und kurzfristige Planungen sind für junge Menschen abschreckend.
Technologie sollte in allen Branchen dort eingesetzt werden, wo sie sinnvoll ist. Junge Menschen sind mit Smartphones aufgewachsen und erwarten, dass sie diese auch bei der Arbeit nutzen können. Digitale Prozesse, Onboarding-Videos, interne Wikis und Lernmöglichkeiten on demand sind Beispiele für die Integration von Technologie. Die Einbeziehung junger Menschen in Entscheidungsprozesse kann dazu beitragen, neue Technologien schneller zu implementieren und gleichzeitig die Bedürfnisse der jungen Generation besser zu verstehen.
Es gibt hier aus meiner Sicht vier zentrale Empfehlungen. Erstens geht es um Sinnhaftigkeit: Junge Mitarbeiter möchten wissen, warum ihre Arbeit wichtig ist und welchen Beitrag sie leisten. Sie suchen nach einer klaren Vision und einem Zweck in ihrer Tätigkeit. Zweitens spielt Wertschätzung eine große Rolle: Regelmäßiges Feedback und Anerkennung sind unverzichtbar. Junge Menschen möchten sich wertgeschätzt fühlen und benötigen Rückmeldungen, um sich weiterzuentwickeln. Drittens sind neue Arbeitsmodelle wichtig: Flexibilität in den Arbeitszeiten und -modellen ist ein Muss. Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten oder flexible Arbeitszeiten zu haben, ist für viele junge Arbeitnehmer attraktiv. Schließlich geht es auch um die Perspektive: Langfristige Entwicklungsmöglichkeiten und Karrierechancen müssen klar aufgezeigt werden. Junge Mitarbeiter wollen wissen, wie sie sich innerhalb des Unternehmens weiterentwickeln können und welche Perspektiven ihnen offenstehen.
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Titelbild: Felix Behm