Innovative Strategien
Martin Sobich, Bereichsdirektor Zukunfts- und Vertriebsmanagement der Volksbank Köln Bonn eG, spricht in unserem Karriereblog über seine berufliche Reise, seine Erfahrungen im Genossenschaftlichen Bankführungs-Seminar (GBF) und seine Visionen für die Zukunft der Bank.
Einige Wochen nach Abschluss des 493. GBF haben wir uns mit Martin Sobich, dem Besten seines Durchgangs, zum Interview über GoTo Meeting verabredet. Lächelnd und entspannt beginnt er zu erzählen, wie er eigentlich in die Bank gekommen ist: „Ich bin quasi ein Kind der Bank.“ Mit dieser Aussage öffnet er die Tür zu seiner Bankkarriere, die ihn vom Ausbildungsplatz bis hin zur Leitung des Zukunfts- und Vertriebsmanagements bei der Volksbank Köln Bonn eG geführt hat.
Nach seiner Ausbildung startete Martin als Vermögensberater. „Berufsbegleitend habe ich erst den Bankfachwirt und später den Diplom-Betriebswirt (FH) über die ADG gemacht. Als ich dann ins Vertriebsmanagement gegangen bin, konnte ich von meinen Erfahrungen als Berater am Kunden profitieren“, erzählt Martin. „Ich wollte aber den Vertrieb von der anderen Seite kennenlernen, strategisch arbeiten. Vor einigen Jahren habe ich dann die Bereichsleitung übernommen.“
Gab es für dich nie eine Alternative zur Bank?
Martin Sobich: Doch, die gab es. Eine Alternative wäre Biologie gewesen. Ich hatte in der Schule bereits eine Zweigliedrigkeit: In Sprache war ich nicht so gut, dafür aber in Naturwissenschaften. Für mich stellte sich vielmehr die Frage: direkt studieren oder Ausbildung? Für mich war wichtig, dass ich mir zuerst eine berufliche Basis schaffe und danach nebenberuflich studiere.
Wie würdest du deine aktuelle Rolle beschreiben? Was sind deine Hauptaufgaben?
Ich bin im Zukunfts- und Vertriebsmanagement tätig. Mein Fokus liegt auf der Digitalisierung in Richtung Kunde, der digitalen Reichweite und der KI. Wir möchten in diesen Bereichen nicht nur Standardlösungen schaffen, sondern innovative, datengetriebene Vertriebsstrategien entwickeln. Darüber habe ich auch meine Projektarbeit im GBF geschrieben. Es ist eine große Herausforderung und gleichzeitig spannend, innovative Themen nach vorne zu bringen. Ich habe das Glück, ein leistungsfähiges Team zu führen. Fast alle haben Vertriebserfahrung und arbeiten nicht vom grünen Tisch. Als ehemalige Vertriebler wissen sie, wovon sie im Vertriebsmanagement sprechen. Das Alter ist auch bunt gemischt, was unterschiedliche Impulse und Sichtweisen bringt.
Was würdest du als deine größte Herausforderung in deiner Position benennen?
Die Mitarbeiterführung, eben weil mein Team aus unterschiedlichen Generationen besteht. Bei Antritt meiner Stelle als Bereichsleiter dachte ich auch, dass es ein Problem werden könnte, dass ich als Mitglied des Teams auf einmal höhergestellt war als andere Kollegen – das war aber eher ein Thema in meinem Kopf. In dem Punkt kommt mir sicherlich zugute, dass meinen Team viel Entscheidungskompetenz gebe und keinen autoritären Führungsstil habe. Auf inhaltlicher Ebene ist die größte Herausforderung, die datengetriebene Vertriebssteuerung zu integrieren und die Möglichkeiten der KI zu nutzen, um die Kundenansprache zu personalisieren.
Blicken wir aufs GBF: Weshalb wolltest du das machen? Wurdest du vorgeschlagen oder hattest du die Eigenmotivation?
Ich habe selbst den Antritt gemacht, obwohl es keine zwingende Voraussetzung als Bereichsdirektor ist. Aber ich wollte meinen Horizont erweitern und die Zusammenhänge im Bankgeschäft besser verstehen. Auch wenn ich schon ein breites Wissen habe, bin ich natürlich nicht in allen Themen tief verwurzelt. Jetzt kann ich sagen: Der Steuerungsblock hat mir am meisten gebracht, weil ich viele Ansatzpunkte für die tägliche Arbeit im Produktmanagement bekommen habe, das bei mir angesiedelt ist. Es geht im GBF nicht um ein fertiges, komplettes Paket, sondern darum, die eigene Perspektive zu erweitern. Ich sehe das GBF als Mehrwert für mich selbst, um den Anforderungen im Job mehr gerecht zu werden.
Viele GBFler haben ein Thema mit der Balance zwischen der intensiven Ausbildung und den beruflichen und privaten Verpflichtungen. Wie war das bei dir?
Das war eine echte Herausforderung. Während des Seminars habe ich weiterhin voll gearbeitet und habe vor und nach dem Seminar Termine mit Kollegen abgehalten. Aber ja, am Ende wurde die Luft etwas dünn.
Welche Erfahrung aus dem GBF ist die wichtigste für dich?
Ich muss sagen: Ich habe das Netzwerk, von dem jeder spricht, anfangs unterschätzt. Man lernt viele Leute kennen, sieht, wie andere Themen anpacken – das ist ein totaler Mehrwert. Man ist stark im eigenen Kosmos seiner eigenen Bank unterwegs. Ich kann heute viel besser einschätzen, wo wir als Bank stehen und wo wir uns weiterentwickeln können. Und dann kommt eben die Bandbreite an Themen hinzu – dass man Einblicke in die Bereiche bekommt, wo man nicht so firm drin ist. Und selbst in den Themen, in denen ich schon gut bin, habe ich Impulse bekommen. Man meint immer, man ist ein Freigeist, aber verliert doch mal den Blick, Dinge anders zu denken.
Wenn du in Stresssituationen – wie eben auch im GBF – bist, worin findest du einen Ausgleich?
Ich bin ein begeisterter Radfahrer. Das hilft mir, abzuschalten und den Kopf freizubekommen. Ich fahre gerne in der Natur, das ist für mich der perfekte Ausgleich zum Job. Ich mag es nicht, in stickigen Räumen zu sein, sondern draußen unterwegs zu sein.
Welche kurz- und mittelfristigen Ziele hast du für deine Karriere?
Ich möchte unser Vertriebsmanagement weiter optimieren um die Vertriebsbereiche bestmöglich unterstützen. Mir geht es um eine zielgruppengerechte und effiziente Steuerung.
Wenn du auf die großen Aufgaben deiner Bank schaust: Wo siehst du die für die nächsten Jahre?
Die größte Herausforderung ist die Transformation in die Digitalisierung. Wir müssen die Kunden mitnehmen und sicherstellen, dass wir nicht zu vergleichbar werden – dass wir am Ende nicht wie eine Direktbank wahrgenommen werden. Die Transformation des genossenschaftlichen Gedankens bei all dem, was man an KI-Lösungen und digitalen Möglichkeiten versucht, ist entscheidend. Wir dürfen unsere DNA als Genossenschaftsbank nicht verlieren. Am Ende zählt der Mensch im Kontakt.