Betriebliches Gesundheitsmanagement

„Nur wer gesund ist, kann leistungsfähig bleiben“

Michael Romeis

Wie hängen Gesundheit und Führung zusammen? Sehr viel enger, als viele denken – sagt Michael Romeis, Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) bei der ADG. Im Interview erklärt er, warum Vorstände beim Thema Gesundheit mit am Tisch sitzen müssen, was gutes BGM wirklich ausmacht – und wie Resilienz im Alltag gelingt.

Michael, warum liegt dir das Thema Betriebliches Gesundheitsmanagement am Herzen?

Gesundheit und Führung gehören für mich ganz eng zusammen. Führungskräfte stehen unter hoher Belastung – und genau deshalb ist Selbstfürsorge essenziell. Gleichzeitig haben sie eine Fürsorgepflicht gegenüber ihren Mitarbeitenden. Wer gesund ist, kann auch leistungsfähig bleiben. Und wenn im Team jemand ausfällt, steigt damit meist die Belastung des Teams.

Was macht gutes BGM aus deiner Sicht aus?

Es muss im Unternehmen systematisch verankert sein. Also genauso, wie man auch andere Managementthemen strukturiert angeht. Dabei ist es wichtig, zwischen Gesundheitsmanagement und Gesundheitsförderung zu unterscheiden: Die Förderung stellt Angebote bereit, das Management sorgt für Rahmenbedingungen. Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist ein interner Steuerkreis – idealerweise mit einem Vorstandsmitglied. Nur so kann regelmäßig überprüft werden: Welche Maßnahmen setzen wir um? Wo stehen wir gerade? Was kann noch ergänzt werden?

Welche Hürden gibt es in der Praxis?

Die erste ist oft im Kopf: Viele Vorstände fragen sich, was sie mit dem Thema Gesundheit zu tun haben. Diese Frage ist völlig legitim – aber die Antwort ist klar: Gesundheit beeinflusst Produktivität, Arbeitsfähigkeit und langfristig den Unternehmenserfolg. Die zweite Hürde ist mangelndes Wissen: Viele Führungskräfte sind sich nicht bewusst, dass ihr eigenes Führungsverhalten ein zentraler Hebel für Gesundheit im Team ist. Das darf nicht nebenbei laufen.

Wie sieht gutes BGM im Alltag aus?

Alle Führungskräfte müssen informiert und aktiv eingebunden sein. Es geht darum, eine gesunde Unternehmenskultur zu fördern. Die Durchführung der psychischen Gefährdungsbeurteilung ist dafür ein bewährtes Mittel. Gemeinsam mit der R+V Betriebskrankenkasse haben wir ein Gesundheitssiegel entwickelt. Es zeichnet Banken aus, die über einen Zeitraum von zwei Jahren gezielt an ihren Gesundheitsprozessen arbeiten. BGM ist übrigens nicht nur ein „Soft-Thema“, sondern Teil einer nachhaltigen Unternehmensstrategie – konkret im Bereich Soziales der ESG-Kriterien. Der Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken hat das Thema Gesundheit im Nachhaltigkeitscockpit verankert.

Psychische Gesundheit im Job hängt auch mit dem Thema Resilienz zusammen. Wie lautet noch dein persönlicher Tipp für mehr Resilienz im Alltag?

Resilienz heißt für mich: sich aktiv mit dem Unbekannten auseinandersetzen. Wir Menschen streben nach Sicherheit und Vertrautem. Aber genau da liegt auch die Gefahr. Mein Tipp: Unsicherheit anerkennen, nicht verdrängen. Mutig nach vorn schauen. Und offen bleiben für Neues.

Gesund führen – sich selbst und andere

Das Thema Gesundheit im Kontext von Führung und Selbstmanagement gewinnt zunehmend an Bedeutung. Wir haben daher unter dem Titel „Gesund führen – sich selbst und andere“ ein ganzheitliches und modulares Inhouse-Qualifizierungsangebot entwickelt.