Gemeinsam widerstandsfähig bleiben
Beim Strategischen Führungsseminar auf Schloss Montabaur sprach Dr. Peter Tauber, ehemaliger Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, über das Ende vertrauter Gewissheiten. Seine Analyse zeigte, warum alte Denkmuster nicht mehr greifen – und weshalb neue Perspektiven nötig sind.
„Das Ende von Gewissheiten“ – unter diesem Titel stand der sicherheitspolitische Impuls von Dr. Peter Tauber, ehemaliger Parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium. Vor rund 30 Führungskräften aus Politik, Bundeswehr, Wirtschaft und Blaulichtorganisationen stellte er die These auf, dass zentrale Elemente des bisherigen deutschen „Geschäftsmodells“ nicht mehr funktionieren. Dazu zählt er unter anderem die Abhängigkeit von billiger Energie aus Russland, den Export von Produkten nach China, die sicherheitspolitische Rückendeckung durch die USA sowie eine Logik der Ökonomie, die zunehmend an ihre Grenzen stoße.
Kompromisse, die früher politische Prozesse strukturierten, würden nicht mehr funktionieren. Die Idee, man setze sich „gemeinsam an einen Tisch“ und finde eine Lösung, sei in vielen Fällen nicht mehr tragfähig. Stattdessen werde man mit einer neuen Weltordnung konfrontiert – geprägt von Migration, Klimawandel, Digitalisierung und zunehmendem Staatszerfall auf der einen sowie wachsendem Nationalismus auf der anderen Seite.
Tauber stellte die Frage in den Raum, ob gängige politische Analysen zu falschen Schlüssen führten, weil sie auf überholten Annahmen beruhten. „Unsere Narrative sind falsch“, sagte er, und forderte, die Perspektiven zu weiten. „Wir müssen an unseren Perspektiven arbeiten, müssen weg von der eigenen Perspektive.“
Dr. Peter Taubers Vortrag bildete einen inhaltlichen Schwerpunkt des ersten Tages des Strategischen Führungsseminars. Ziel der zweitägigen Veranstaltung war es, eine sektorübergreifende „Strategic Community“ zu fördern – einen Dialog zwischen Entscheidungsträgern, die bereit sind, sich mit neuen Unsicherheiten konstruktiv auseinanderzusetzen. Der Veranstaltungsort Schloss Montabaur bot dabei den Rahmen für Austausch, Diskussionen und ein gemeinsames Planspiel zur Resilienz einer Gesellschaft in der Krise.
Die Veranstaltung wurde gemeinsam vom Landtag Rheinland-Pfalz, dem Landeskommando Rheinland-Pfalz und der Akademie Deutscher Genossenschaften (ADG) ausgerichtet. Weitere Impulse kamen von Ministerpräsident Alexander Schweitzer und dem Journalisten Jörg Thadeusz. In Panels und Diskussionen wurden praktische Handlungsansätze für mehr gesellschaftliche Resilienz entwickelt – mit Blick auf Wirtschaft, Staat und Zivilgesellschaft.
Das Seminar machte deutlich, wie tiefgreifend sich die Rahmenbedingungen für gesellschaftliches und wirtschaftliches Handeln verändert haben. Wenn vertraute Muster nicht mehr tragen, wird die Fähigkeit zur Zusammenarbeit umso wichtiger – besonders dort, wo die Bedingungen schwierig sind. Der Austausch in Montabaur war ein Schritt in diese Richtung: hin zu mehr strategischer Klarheit, gemeinsamer Verantwortung und realistischer Vorbereitung auf das, was kommt. Diesen Gedanken griff auch ADG-Vorstand Boris Nannt auf: „Resilienz entsteht nicht in der Krise – sie muss vorher aufgebaut werden.“