HR im Umbruch
Wie viel Verantwortung liegt auf den Schultern der HR-Abteilungen? Diese und andere Fragen wurden beim ADG-Forum Personal 2024 mit praxisnahen Ansätzen aufgeworfen. Zeit für klare Antworten.
Prof. Dr. Armin Trost von der Hochschule Furtwangen stellte die Frage, die viele HR-Verantwortliche beschäftigt: „In HR haben wir gefühlt jede Rolle – wir kümmern uns um Entwicklung, Wellbeing, Diversity, Recruiting. Aber wer sind wir wirklich? Wer wollen wir sein?“ Trost ging noch weiter und stellte infrage, ob HR tatsächlich vorgeben sollte, wie Führung funktionieren muss. „Warum maßen wir uns in HR seit 30, 40 Jahren an, wie Führung sein soll?“ Er stellte verschiedene Führungsstile vor (Boss, Coach, Partner, Befähiger) und betonte, dass Führung stark vom Kontext abhängt.
Trost betonte, dass jede Führungskraft anders agiert, weil die Anforderungen und Menschen unterschiedlich sind. „Lasst uns Individualität in der Führung zulassen.“ Vielfalt in der Führung sei der Schlüssel, und HR müsse aufhören, starre Vorgaben zu machen.
Felix Behm, Experte für Generation Z, machte klar, dass die herkömmliche Denkweise vieler Führungskräfte bei der Gen Z oder gar der Generation Alpha nicht mehr funktioniert. „Wer diese Generation heute belächelt, wird es morgen bereuen.“ Behm betonte, dass Gen Z viele Fragen stellt, sich einmischt und schneller wächst, als man „TikTok“ sagen kann.
Er machte deutlich, dass sich die Rolle der modernen Führungskraft radikal ändern muss. „Die Gen Z mischt sich ein, sie will mitgestalten – und Unternehmen, die das nicht ermöglichen, werden den Anschluss verlieren.“ Flexibilität, Mitbestimmung und Sinnhaftigkeit sind für diese Generation nicht verhandelbar. Behm verdeutlichte: „Es reicht nicht mehr aus, nur gute Gehälter zu bieten. Es geht um den echten Wert der Arbeit und die Möglichkeit, aktiv etwas zu bewirken.“
Peter Rausch, Vorstand der ADG, eröffnete das Forum mit seinem Vortrag „Wirkung stärken – Stärken wirken: Was HR zum Wegbereiter zukünftigen Unternehmenserfolges macht.“ Er betonte, dass strategisches Personalmanagement ein wesentlicher Teil der Geschäftsstrategie ist. Für Rausch steht fest, dass HR eine Schlüsselrolle dabei spielt, wie erfolgreich Unternehmen in Zukunft sein werden.
Tanja Müller-Ziegler, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), stellte das neue strategische Leitbild Personal der Genossenschaftlichen FinanzGruppe (GFG) vor. Das Leitbild fokussiert sich auf die Stärkung der Arbeitgebermarke, die Gewinnung von Talenten und die langfristige Bindung von Leistungsträgern. Ebenso im Fokus stehen unter anderem die Förderung der Veränderungsfähigkeit der Mitarbeitenden und eine strategische Personalplanung.
Dr. Stephan Weingarz, Abteilungsleiter Personalmanagement beim BVR, ergänzte diesen Punkt und stellte den High-Potential-Circle vor – eine gemeinsame Initiative von BVR und ADG, die gezielt darauf abzielt, Talente innerhalb der GFG zu fördern und leistungsstarke Teams zu entwickeln.
Neben den Vorträgen bot das ADG-Forum Personal 2024 praxisorientierte Workshops, in denen Themen wie strategische Kommunikation, lernende Organisationen und HR-Rollen in der Zusammenarbeit behandelt wurden. Teilnehmer konnten gezielt praxisnahe Impulse mitnehmen, die sie direkt in ihren Arbeitsalltag einbringen können.
Am zweiten Tag wurden Best Practices zur HR-Transformation und rechtliche Fragen im Personalwesen vertieft. Die praxisnahen Workshops und tiefgehenden Vorträge machten das Forum zu einer wertvollen Lern- und Austauschplattform für die Teilnehmenden.
Der Genossenschaftliche High Potential Circle ist eine gemeinsame Initiative von BVR und ADG. Er dient dem Aufbau eines starken Netzwerks von Potenzialträgern in der Genossenschaftlichen FinanzGruppe, gesponsort vom BVR-Fachrat Personal. Ausgewählte Leistungsträger aus Genossenschaftsbanken und Verbundunternehmen werden in ihrer individuellen Entwicklung über den HP-Circle gefördert und erhöhen als Testimonials für attraktive Karrierewege in der GFG die Attraktivität der Banken und der Finanzgruppe insgesamt für externe Kandidaten.