Das Ende der Silos

Im heutigen dynamischen Wirtschaftsumfeld sind Bankorganisationen mehr denn je gefordert, sich agil zu wandeln und sich gleichzeitig auf ihr Kerngeschäft zu konzentrieren. Das „20. Forum Organisation“ bot eine Plattform, um genau diese Herausforderungen zu diskutieren und nach Lösungen zu suchen.

Wie ein Change mutig und in einem kurzen Zeitrahmen gelingen kann, demonstrierte Carsten Graf, Vertriebsvorstand der PSD Bank Braunschweig. Graf gewährte den Teilnehmern tiefe Einblicke in ein modernes Organisationskonzept, das sich von herkömmlichen Vertriebs-Produktions-Steuerungsstrukturen löst und stattdessen auf einen ganzheitlichen Ansatz setzt. Dieser Ansatz zielt nicht nur auf Innovation und Transformation ab, sondern auch auf die erfolgreiche Bündelung aller Aktivitäten zur bedarfsgerechten Kundenbetreuung. Abteilungen wurden aufgelöst, stattdessen gibt es nur noch zwei Bereiche: das Markt- und Prozessmanagement. Alle Führungskräfte wurden auf den Prüfstein gestellt und viele von ihnen als Fachexperten implementiert. Bereichsleitungen wurden neu besetzt, die erweiterte Unternehmensleitung verkleinert.

Graf betonte, dass es bei der Umgestaltung von Banken weit mehr bedarf als dem bloßen Abriss von Silos. Eine entscheidende Komponente seiner Erfolgsgeschichte bei der PSD Bank Braunschweig war die Einbindung aller Mitarbeitenden in den Veränderungsprozess. Die Mitarbeitenden wurden ermutigt, Ideen und Perspektiven einzubringen, was zu einem Wandel in der Organisationskultur führte. „Man glaubt gar nicht, wie viele Ideen in Mitarbeitern stecken, die aber unter dem Deckmantel bleiben, wenn man sie nicht explizit einbindet“, berichtete Graf. Passend dazu: Es wurde eine Skilldatenbank der Mitarbeitenden für klassisches und agiles Projektmanagement eingeführt, um die Ressourcen bestmöglich einzusetzen. Auch ein Innovations- und Zukunftsteam wurde ins Leben gerufen, das für frische Ideen sorgt. Damit das so bleibt, rolliert die Besetzung jährlich zu 50 Prozent.

Weitere Maßnahmen: Die PSD Bank Braunschweig führte eine 4-Tage-Woche bei vollem Gehalt ein, mit einer Vertrauensarbeitszeit von 6 bis 22 Uhr, schloss freitags für Kunden, erhöhte die Produktivität und fokussierte sich gleichzeitig auf die bedarfsgerechte Kundenbetreuung. Graf betonte, dass Transformation anstrengend sein kann, aber auch die Normalität in der heutigen Geschäftswelt darstellt. Vakanzen hat die Bank dafür keine mehr.

Fokussierung auf den Menschen

Jan Brandenburg, Vorstandsmitglied der Raiffeisenbank Westeifel eG, sieht aktuell ebenfalls Herausforderungen in der Bankorganisation. Eine stringente Ableitung aus dem Leitbild und der Strategie ist für ihn die oberste Prämisse für eine erfolgreiche Zukunft. Hierbei sollte sich jede Genossenschaftsbank auf ihre Kernstärken konzentrieren. Für die Raiffeisenbank Westeifel eG ist das ganz klar der persönliche Kontakt zu den Menschen in der Region und darüber hinaus. „Die Kundenwünsche sind unser Auftrag“, zitiert er aus dem Leitbild. Hierbei steht für ihn gegenseitiges Vertrauen an oberster Stelle. Brandenburg: „Die Beratung vor Ort von Mensch zu Mensch können wir besser als alle anderen, da wir die Region und die Menschen kennen. Für die technische Umsetzung in der Bankorganisation, bedarf es Spezialisten, für die man die überregionalen Partner im Verbund, zum Beispiel die Atruvia, hinzuziehen sollte!“

Brandenburg stellte die Frage, ob Fusionen immer die richtige Antwort sind und plädierte dafür, dass Banken ihre Identität bewahren und ihre Stärken nutzen sollten. Seine Botschaft war klar: Genossenschaftsbanken punkten in der Region und überzeugen im Umgang mit ihren Mitarbeitern und Mitgliedern. „Diese sind unser höchstes Gut.“