Agilität in Genossenschaftsbanken

„Wer die Notwendigkeit nicht erkennt, wird abgehängt“

Maurice Wendt hat in seiner Masterarbeit an der ADG Business School die Bedeutung von Agilität in Genossenschaftsbanken untersucht. Mit praxisnahen Experteninterviews bietet seine Arbeit, neben einer systematischen Literaturrecherche, wertvolle Einblicke und praktische Empfehlungen für die Zukunft dieser Banken.

„Agilität ist für Genossenschaftsbanken keine Modeerscheinung, sondern eine Notwendigkeit“, erklärt Maurice Wendt, Squad Owner bei der Atruvia AG. In seiner Masterarbeit an der ADG Business School hat er untersucht, wie Genossenschaftsbanken durch agile Methoden wettbewerbsfähig bleiben können.

Anpassungsfähigkeit in einer VUCA-Welt

In einer Welt, die von Volatilität, Unsicherheit, Komplexität und Mehrdeutigkeit geprägt ist, stehen traditionelle Genossenschaftsbanken vor besonderen Herausforderungen. Maurice betont: „Agilität bedeutet für mich, mit verschiedenen Modellen und Methoden die Anpassungsfähigkeit einer Organisation zu steigern und auf Kundenbedürfnisse flexibel zu reagieren.“ Diese Anpassungsfähigkeit ist entscheidend, um gegen agile Fintech-Unternehmen und Direktbanken zu bestehen.

Maurice hat in seiner Arbeit herausgearbeitet, dass die Integration agiler Prinzipien in Genossenschaftsbanken besonders gut mit den genossenschaftlichen Werten harmoniert. „Kundenzentrierung, Effektivität und Kooperation sind untrennbar mit Agilität verbunden“, erklärt er. Durch Retrospektiven, offene Fehlerkultur und interdisziplinäre Teams können Banken ihre Prozesse kontinuierlich verbessern und näher am Kunden arbeiten.

Beispiele für erfolgreiche Agilität

Ein beeindruckendes Beispiel für die erfolgreiche Umsetzung agiler Prinzipien findet sich in der VR Smart Finanz. „Diese Organisation hat ihre Teams umstrukturiert und die End-to-End-Verantwortung eingeführt“, berichtet Maurice. Durch interdisziplinäre Teams, die für ein Produkt verantwortlich sind, konnte eine starke Verbundenheit und ein hoher Grad an Kundenzentrierung erreicht werden. Solche Modelle zeigen, wie Agilität in der Praxis funktionieren kann und welchen Mehrwert sie bietet.

Herausforderungen und Forschungsbedarf

Trotz der positiven Beispiele gibt es für einige Unternehmen bei der Einführung von Agilität große Herausforderungen zu bewältigen. „Viele, vor allem kleinere Regionalbanken, kämpfen mit dem erdrückenden Tagesgeschäft und regulatorischen Anforderungen“, so Maurice. „Ihnen fehlt das Know-how zur Umsetzung.“ Einige Banken bringen Agilität in Teilen über New Work in ihre Strukturen ein, aber decken damit nicht das gesamte Spektrum ab. Damit verpassen sie Chancen. Doch der Forschungsstand ist klein, es fehlen konkrete Zahlen. Hier forscht Maurice daher nun weiter – im Rahmen seiner Promotion.

Maurice‘ geplante Promotion an der Universität Duisburg-Essen wird sich mit der digitalen Transformation im Kontext der Genossenschaftlichen FinanzGruppe beschäftigen. Ziel ist es, ein Reifegradmessmodell zu entwickeln, das speziell für Regionalbanken geeignet ist. Bisherige Modelle gelten für Unternehmen generell und berücksichtigen nicht die spezifischen Anforderungen von Genossenschaftsbanken. Maurice möchte mit seinem Modell eine breite Anwendbarkeit erreichen, das Aussagen über den Reifegrad der Bank geben kann. Diese Bewertungen sollen dann in Korrelation mit unternehmerischen Erfolgsfaktoren wie Bilanz, Mitarbeiterbindung, Gewinn, Mitgliederzuwachs und Kundenzufriedenheit gesetzt werden. In Folge möchte Maurice Schlussfolgerungen ziehen: Was hat diese Genossenschaftsbanken und Verbundpartner erfolgreich gemacht?

Maßnahmen zur Förderung von Agilität

Doch was braucht es eigentlich, um mit Agilität erfolgreich zu sein? Maurice betont die Bedeutung einer offenen Fehlerkultur und die Rolle der Führungskräfte. „Es ist entscheidend, dass Führungskräfte eine moderne Kultur fördern und den Rahmen für agile Methoden schaffen“, erklärt er. Dies beinhaltet auch die Einführung iterativer Prozesse und die Förderung des kontinuierlichen Lernens innerhalb der Organisation. Kollaboration und Transparenz sind in den einzelnen Instituten und in der gesamten Genossenschaftlichen FinanzGruppe zu forcieren.

Vision und Zukunftsaussichten

Maurice Wendt ist überzeugt, dass Agilität eine zentrale Rolle für die langfristige Wettbewerbsfähigkeit von Genossenschaftsbanken spielen wird. Der Aufholbedarf sei groß. Dabei müssten Banken immer mehr in der Lage sein, sich schnell und effektiv anpassen zu können. „Wer das nicht erkennt, wird abgehängt“, warnt er.

Maurice Wendt

  • Aktuelle Position: Squad Owner – Bankorganisation bei Atruvia AG
  • Externe Promotion: Universität Duisburg-Essen
  • Berufserfahrung:
    • Atruvia AG: Business Analyst, Produktmanager
    • Volksbank Raesfeld und Erle eG: Organisation, IT-Management, Vertriebssteuerung, IT-Sicherheit
    • Ausbildung zum Bankkaufmann: Volksbank Erle eG
  • Bildung:
    • Master of Science, ADG Business School
    • Bachelor an der ADG Business School
    • Bankfachwirt, Bankbetriebswirt