15. Agrarfinanzforum
Beim Agrarfinanzforum 2024 diskutierte Dr. Carsten Traupe von der DZ BANK, welche Betriebsstrukturen langfristig erfolgreich sind. Seine Analyse basierte auf aktuellen agrarpolitischen Berichten und betriebswirtschaftlichen Daten.
Die Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen und Chancen. Das Agrarfinanzforum 2024 beleuchtet diese Themen in einer Zeit, in der der Druck auf die Agrarpolitik selten so hoch war. Mit steigenden Betriebskosten, volatilen Märkten und einer unsicheren Förderpolitik müssen Landwirte innovative und strategische Ansätze finden, um erfolgreich zu bleiben.
Dr. Carsten Traupe, Agrarwissenschaftler und Senioranalyst der DZ BANK, eröffnete den ersten Tag des Agrarfinanzforums mit einem Einblick in die Faktoren, die landwirtschaftliche Betriebe erfolgreich machen. Er begann seinen Vortrag mit einer grundlegenden Frage: Was ist eigentlich Erfolg? Für landwirtschaftliche Betriebe bedeutet Erfolg, die gesetzten Ziele zu erreichen. Diese Ziele können jedoch je nach Perspektive unterschiedlich sein. Während Landwirte oft verschiedene, auch nicht-materielle Ziele verfolgen, misst die Bank den Erfolg in der Regel an der materiellen Dimension, wie dem Deckungsbeitrag der Kundenbeziehung und der Kapitaldienstfähigkeit.
Ein zentraler Punkt in Traupes Analyse war die Entwicklung der Anzahl und Größe der landwirtschaftlichen Betriebe. Über die Jahre hinweg hat sich gezeigt, dass die Anzahl der Betriebe kontinuierlich abnimmt, während die durchschnittliche Betriebsgröße steigt. Interessanterweise gibt es dabei erhebliche Unterschiede zwischen den alten und neuen Bundesländern.
Traupe erläuterte verschiedene Erfolgsfaktoren anhand der Offizialstatistik, wie dem Agrarpolitischen Bericht der Bundesregierung 2023 und den Buchführungsergebnissen der Landwirtschaft 2021/22. Zu den wesentlichen Erkenntnissen zählten:
Einkommen je Arbeitskraft: Dieser sinnvolle Maßstab zeigt deutliche Schwankungen im Zeitablauf, wobei das Einkommensniveau in der Landwirtschaft unter dem Durchschnittseinkommen in Deutschland liegt.
Betriebsgröße: Größere Betriebe erzielen in der Regel höhere Gewinne. Nur Betriebe mit einem Standard-Output über 250.000 Euro erreichen ein Einkommensniveau, das dem Durchschnittseinkommen entspricht.
Produktionsrichtung: Ackerbaubetriebe zeigen relativ konstante und leicht überdurchschnittliche Ergebnisse, während die Tierhaltung deutlicheren Schwankungen unterliegt. Gemischtbetriebe sind tendenziell weniger erfolgreich als spezialisierte Betriebe.
Ein weiterer Vergleich wurde zwischen ökologischen und konventionellen Betrieben angestellt. Während konventionelle Betriebe höhere Umsätze pro Hektar erzielen, profitieren ökologische Betriebe von höheren Zuschüssen. Allerdings ist der Personalbedarf in der ökologischen Landwirtschaft höher, und das Einkommen bleibt hinter dem der konventionellen Betriebe zurück.
Ein wichtiger Aspekt der betrieblichen Entwicklung ist die Investitionstätigkeit. In den letzten 20 Jahren haben sich die Bruttoinvestitionen pro Hektar nahezu verdoppelt. Investitionen fließen überwiegend in technische Anlagen, Maschinen und Geräte, während Investitionen in Boden und Gebäude rückläufig sind. Besondere Berücksichtigung bei der Analyse der Kapitaldienstfähigkeit sollten die notwendigen Nettoinvestitionen erfahren, die nach Möglichkeit mit nennenswerten Anteilen von Eigenmitteln finanziert werden sollten. Höher verschuldete Betriebe investieren tendenziell mehr, was jedoch auch zu einer steigenden Belastung durch Verbindlichkeiten führt.
Die Grundrenten pro ha sind im Zeitablauf leicht rückläufig und ergeben kapitalisiert einen Betrag von knapp 10.000 € pro ha. Die Kaufpreise für landwirtschaftliche Nutzflächen, ein kritischer Faktor für landwirtschaftliche Betriebe, zeigen dagegen in den letzten Jahren starke Preissteigerungen und übersteigen die kapitalisierte Grundrente um das Zwei bis Dreifache. Diese starken Preisanstiege führten zu einer steigenden Beleihungsfähigkeit aufgrund ebenfalls gestiegener Sicherheitenwerte. Allerdings warnt Traupe, dass Bodenpreise auch sinken können.
Traupe schloss seinen Vortrag mit einigen Empfehlungen für eine erfolgreiche Betriebsführung. Dazu gehört eine realistische Planung, die auf durchschnittlichen Ergebnissen basiert, sowie die Ansparung von Eigenmitteln zur Vorbereitung auf größere Investitionen.
Der erste Tag des Agrarfinanzforums 2024 bot den Teilnehmern umfassende Einblicke in die aktuellen Herausforderungen und Chancen der Landwirtschaft. Neben Dr. Traupes Vortrag wurden weitere wichtige Themen wie die Zukunft der EU-Förderpolitik und die Rolle erneuerbarer Energien diskutiert. Das Forum setzte damit wichtige Impulse für die strategische Weiterentwicklung der landwirtschaftlichen Betriebe.