Forum Gesamtbanksteuerung 2024

Erfolgsfaktor Risikokultur im Fokus

Beim Forum Gesamtbanksteuerung 2024 auf Schloss Montabaur wurde die Bedeutung der Risikokultur als zentraler Erfolgsfaktor intensiv beleuchtet. Experten und Praktiker der Bankenbranche diskutierten über die Herausforderungen und Chancen der integrierten Gesamtbanksteuerung und die neuesten regulatorischen Entwicklungen.

Die Gesamtbanksteuerung steht vor neuen und bekannten Herausforderungen. Beim diesjährigen Forum auf Schloss Montabaur diskutierten Experten und Praktiker der Bankenbranche über wesentliche Themen wie geopolitische Entwicklungen, regulatorische Neuerungen und die wachsende Bedeutung der Risikokultur.

Dr. Mirco Kübler von der ADJUVAMUS® – Gesellschaft für Bankmanagement mbH eröffnete das Forum mit einem aufschlussreichen Vortrag zur integrierten Gesamtbanksteuerung 2024, in dem er die Risikokultur als entscheidenden Erfolgsfaktor hervorhob. Kübler stellte klar, dass Risikomanagement nicht nur ein theoretisches Konzept, sondern ein integraler Bestandteil der Unternehmenskultur sein muss.

Fortsetzung der MaRisk 8.0: AT 3 Risikokultur

Kübler erläuterte die Fortsetzung der MaRisk 8.0, insbesondere AT 3 zur Risikokultur, und betonte, dass die „Erörterung aller wesentlichen Risiken“ auf europäischer Ebene bereits seit der Richtlinie 2013/36/EU bekannt sei. Die neuen Anforderungen verlangen eine konkrete Implementierung der Risikokultur, die alle Ebenen eines Instituts durchdringt. Dies umfasst die Entwicklung, Förderung, Integration und Überwachung einer angemessenen Risikokultur. „Die Kernproblematik besteht darin, dass das Thema Risikokultur für viele schwer greifbar und isoliert überprüfbar ist“, so Kübler.

Ein wesentlicher Punkt der Fortsetzung der MaRisk 8.0 ist die Erweiterung der Risikokultur über den Kreditbereich hinaus. Ursprünglich nur auf Kreditentscheidungsprozesse bezogen, wird die Risikokultur nun als umfassender Governance-Ansatz verstanden. „Es überrascht kaum, dass auch zum Thema Risikokultur erneut Konkretisierungen und Ergänzungen angekündigt werden“, bemerkte Kübler. Die aufsichtsrechtlichen Forderungen bieten den Banken eine Chance, sich intensiv mit der Entwicklung und Integration einer Risikokultur auseinanderzusetzen, die alle Risiken und Entscheidungsprozesse innerhalb des Instituts berücksichtigt.

Risikomanagement als integraler Bestandteil der Unternehmenskultur

Weiterhin betonte Kübler die Notwendigkeit, Risikomanagement als integralen Bestandteil der Unternehmenskultur zu verstehen. Es geht darum, klare Grenzen zu definieren: Welche Risiken kann das Unternehmen tragen und welche möchte es eingehen, um Chancen zu realisieren? Der Basler Ausschuss für Bankenaufsicht (BCBS) und der Finanzstabilitätsrat (FSB) haben hierzu Leitlinien entwickelt, die eine effektive Risikokultur fördern sollen. Diese umfassen eine klare Leitungskultur, Verantwortlichkeiten der Mitarbeiter, offene Kommunikation und angemessene Anreizstrukturen.

Erfüllung der Anforderungen in der Bankpraxis

Kübler ging auch auf die praktischen Anforderungen in der Bankpraxis ein. Die gesetzlichen Pflichten gemäß §25 a KWG verlangen eine ganzheitliche und querschnittliche Erfüllung der Anforderungen an die Risikokultur. Hierbei spielt die Dokumentation und regelmäßige Sensibilisierung aller Mitarbeiter eine zentrale Rolle. Kübler schlug vor, Schulungen und regelmäßige Workshops durchzuführen, um die Mitarbeiter kontinuierlich zu informieren und für die Bedeutung der Risikokultur zu sensibilisieren.

Weitere Themen und Vorträge des Forums

Neben dem Vortrag von Dr. Kübler wurden auf dem Forum auch weitere relevante Themen behandelt. Dirk Lötters von der Deutschen Bundesbank sprach über aktuelle regulatorische Entwicklungen und deren Auswirkungen auf die Banken. Peter Hofmann von der KC Risk AG präsentierte Green Deposits als nachhaltige Finanzierungsinstrumente, während Gesa Hingmann und Lukas Schulte über Geschäftsmodellanalyse und strategische Ausrichtung referierten.

Morgen folgt ein Praxisbericht der Volksbank Freiburg eG, der von Frank Meisinger und Adrian Kaletta vorgestellt wird. Sie geben Einblicke in ihre praktischen Erfahrungen und die Umsetzung der Risikokultur in ihrem Institut. Dr. Laura Mervelskemper von der GLS Gemeinschaftsbank eG diskutiert die Integration von Nachhaltigkeit in die Banksteuerung und Patrick Jackes von der parcIT GmbH stellt erste praktische Erfahrungen mit dem VR-ESG-RisikoScore vor.