Im Interview: Dr. Christoph Stumm

„Es ist eine wunderschöne Aufgabe, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten“

Philipp Stumm 2

Seit dem 1. April 2023 ist Dr. Christoph Stumm Geschäftsführer der ADG Business School. Als Nachfolger von Prof. Dr. Guido Pfeifer spricht er in einem Interview über seine Strategie für die Hochschule, die Bedeutung von Qualität in Zeiten des Überflusses und warum der Mensch und die Menschlichkeit immer im Fokus stehen sollten.

Christoph, du bist nun Geschäftsführer der ADG Business School. Mit welcher Vision, mit welchen Gedanken, bist du die Stelle angetreten?

Christoph Stumm: Ich weiß, dass es wie eine Floskel klingen mag, aber ich liebe Bildung. Mein erster Schulabschluss war ein Hauptschulabschluss und als Hauptschulabsolvent – zugegebenermaßen, ich habe noch einige weitere Bildungsabschlüsse erworben – betrachte ich es als Privileg, nun die Leitung der ADG Business School zu übernehmen. Das macht mich glücklich und ist einfach eine extrem erfüllende Aufgabe. In Bezug auf meine Vision: Nur weil sich die Geschäftsleitung ändert, bedeutet das nicht, dass auch die Vision geändert werden muss. Die ADG Business School hat einen hohen Anspruch an sich selbst, der auf einem werteorientierten Verständnis und einer werteorientierten Ökonomie beruht. Wir bilden unsere Studenten und Studentinnen zu selbstreflektierten Menschen aus. Meine Ziele und Änderungen, die ich zusammen mit meinem Team anstrebe, liegen auf der strategischen Ebene.

Und welche sind das?

Wir werden die Stellenausschreibungen unserer Kunden analysieren, um herauszufinden, welche Kompetenzen und Rollen derzeit gefragt sind. Anschließend werden wir die Ergebnisse mit den Profilen unserer Studiengänge abgleichen und gegebenenfalls Anpassungen vornehmen. Mir ist es wichtig, dass wir ein Angebot haben, das den Anforderungen unserer Kunden entspricht.

Nach den ersten Arbeitstagen – wie fühlst du dich in deiner neuen Position?

Ich fühle mich grandios und bin begeistert von meinem tollen Team. Ich wurde sehr freundlich aufgenommen und habe mich überhaupt nicht als Fremdkörper gefühlt. Eine Woche vor meinem Start gab es eine Teamfeier zur Verabschiedung meines Vorgängers Guido Pfeifer. Dort habe ich gemerkt, dass er einen großartigen Job gemacht hat, da eine ausgesprochen positive Stimmung im Team herrschte. Und gute Stimmung ist die Basis für alles.

Neben der Geschäftsführer-Position hast du gleichzeitig auch die Leitung des Vorstandsstabs der Akademie Deutscher Genossenschaften e.V. – kannst du dich teilen?

Nein, das kann ich nicht und ich muss es auch gar nicht. Die ADG Business School ist zwar ein eigenständiges „Gefäß“, aber sie ist Bestandteil der ADG Gruppe. Die ADG Gruppe ist der Dreiklang aus der Akademie, die berufliche Bildung anbietet, der Business School mit der Hochschulbildung und ADG Scientific mit der Forschung. Alles gehört zusammen ist miteinander verbunden. Aber ja, ich versuche meiner Woche nun eine andere Struktur zu geben, widme mich zwei Tagen verstärkt der Business School und drei Tagen der Akademie.

Als du studiert hast, saßt du vermutlich noch im Hörsaal und der Bibliothek. Heute ist es an der ADG Business School möglich, rein digital zu studieren. Eine gute Entwicklung?

Ich würde sagen, es ist weniger eine Frage, ob es für uns als Hochschule passt, sondern ob es für die Studierenden eine passende Möglichkeit ist. Wenn jemand rein digital studieren möchte, sollte er auch bei uns die Option haben. Allerdings denke ich persönlich, dass der Mensch ein soziales Wesen ist, gewissermaßen ein Herdentier. Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass Präsenz und Miteinander einen ganz hohen Wert hat.

Was erwartest du für die Zukunft in Bezug auf das Lernen und wie wird es sich verändern?

Die größte Herausforderung besteht darin, dass heutzutage Wissen in einem Übermaß vorhanden ist. Dadurch entsteht eine Engpasssituation für den Menschen, der sich zwischen der Menge an Informationen zurechtfinden muss und Qualität von Quantität unterscheiden muss. Unser Ziel ist es, qualitativ hochwertiges Lernen zu fördern und dabei eine Geschwindigkeit beizubehalten, die immer auf der Höhe der Zeit ist.

Eine Entwicklung, die auch nicht stoppen wird: Für das Lernen stehen immer mehr Hilfsmittel zur Verfügung, KI zum Beispiel. Doch trotz aller Hilfsmittel, die Lernprozesse erleichtern und schneller machen können, sollte bei einer werteorientierten Ökonomik immer der Mensch und seine Menschlichkeit im Vordergrund stehen. Dieses Prinzip wollen wir weiterhin fördern.

Zum Abschluss eine private Frage: Wenn du nicht auf dem Schloss in Montabaur bist, woraus schöpfst du Kraft für dein Berufsleben?

Diese Frage bringt mich zurück an den Anfang: Ich liebe Bildung. Das heißt nicht, dass ich jedes Mal nach Hause gehe und vollkommen zufrieden bin, aber für mich ist es eine wunderschöne Aufgabe, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten. Das gibt mir Kraft. Eine schönere Aufgabe könnte ich mir nur darin vorstellen, Liverpool zu trainieren. Dafür hätte ich allerdings ein besserer Fußballer sein müssen.

Es ist eine wunderschöne Aufgabe, Menschen auf ihrem Weg zu begleiten